CHRISTOPHORUSKIRCHE

Glauben am Müggelsee

Auf ein Wort

aus dem Christophorusbote - Dezember 2024 / Januar 2025

Eine denkwürdige Versammlung

Heute nehme ich Sie mit nach Palermo. Vom Bahnhof gehen wir durch Altstadtstraßen an
Gemüseständen und Trödelmärkten vorbei Richtung Königspalast. Da, auf halbem Wege, ist eine Kirche mit offenem Tor. Wir gehen hinein bis zur Mitte, setzen uns auf eine Kirchenbank, schauen umher - und dann fällt uns rechts ein Altar auf, auf dem es an vielen kleinen Figuren geradezu wimmelt. Figuren von der Größe, wie wir sie selber zuhause in unseren Weihnachtskrippen verwenden.
Kommen Sie, schauen wir uns den Altar näher an. In der Mitte ist eine kleine Tür, die offen steht. Was mal als Tabernakel diente, ist jetzt das Haus, wo die Heilige Familie wohnt, wo das Kind in der Krippe
liegt, das Allerheiligste eben. Drumherum handgroße Krippenfiguren, aber abgesehen von den heiligen drei Königen sehen die meisten von ihnen merkwürdig aus: Einer hat ein Gewand aus Fell, ein anderer eine römische Soldatenuniform, viele weitere tragen die Dienstkleidung der italienischen Popen oder Ordensfrauen, einer trägt einen Anzug, ein anderer trägt die Kleidung eines Wüsten-Nomaden, es gibt ein Pärchen, Kinder, Frauen in schönen Kleidern, einen Papst und einen Bischof, außerdem viele Männer in schwarzer Ordenskleidung mit Kordel: einer spielt mit Tauben, einer trägt Boxhandschuhe und ein anderer hat eine Sonnenbrille auf und trägt eine Sträflingskleidung halb über der Schulter – insgesamt etwa 50 Krippenfiguren aus allen Zeiten, eine denkwürdige Versammlung.
Zu jedem dieser Figuren gibt es sicher eine Geschichte. Sie stehen ja nicht zufällig vor der Krippe. Der mit den Tauben muss der heilige Franziskus sein, der mit dem Fell wahrscheinlich Johannes der Täufer. Aber der mit dem Anzug? Leoluca Orlando, der Bürgermeister, der Palermo von der Mafia
befreite und die Stadt zum Blühen brachte?

Wahrscheinlich nicht, aber verdient hätte er es. Den boxenden Mönchen oder den mit der Sträflingskleidung, wahrscheinlich ein Märtyrer aus der Zeit des Faschismus, kennen sicher die Sizilianerinnen, oder den Popen, der einem Kind ein Stück Brot gibt. Stellen Sie sich vor, die würden alle lebendig vor die Krippe treten, das soll man sich ja vielleicht auch vorstellen. Sie kommen,
außer den drei Königen, ohne Geschenke, also mit nichts als ihrem Leben, allenfalls gibt es eine Häftlingsjacke und drei Tauben für das Christkind. Ihr eigenes Leben ist das
Geschenk, das Weihnachtsgeschenk für das göttliche Kind.
Und jetzt reisen wir zurück von Palermo nach Berlin und schauen uns um: wer von
unseren Zeitgenossinnen könnte so vor diese Krippe treten? Naja, vielleicht Dietrich Bonhoeffer, evt. noch Otto Wels oder Regine Hildebrandt. Sonst fällt mir niemand ein. Die Latte bei dieser politischen Weihnachtskrippe in Palermo liegt also ziemlich hoch. Es ist eben die Krippe der Heiligen, il presepe
dei Santi.
Ich möchte mir gern zusammen mit Ihnen vorstellen, dass auch ganz normale Menschen vor die Krippe treten, ohne Geschenke, mit nichts als ihrem Leben. Eine Mutter mit drei Kindern, ein Flüchtlingskind, ein Polizist, eine Rentnerin, die ihr Leben in Friedrichshagen verbracht hat. Menschen, deren Geschichte ich nicht kenne, die aber ebenso wie diese 50 Heiligen in Palermo
nach Gott in ihrem Leben suchen. Wenn in einem Jahr unser großes Kirchenschiff wieder aufmacht, dann bauen wir auch so eine Krippe mit lauter Menschen aus Berlin, ganz normalen Menschen, die noch nicht vergessen haben, dass Gott in unserer Welt geboren werden will. Versprochen!

Ihr und Euer Pfarrer Markus Böttcher

 

Alle Geschichten und Informationen zum Gemeindeleben in Berlin-Friedrichshagen könnt Ihr in der aktuellen Ausgabe des Christophorusboten lesen:

Totensonntag

24. Nov. 2024, 10 Uhr
Gottesdienst mit Abendmahl, Konfis und Bläserchor in der kath. Kirche St. Franziskus (Scharnweberstr. 9)

 

24. Nov. 2024, 14 Uhr: Andacht in der Friedhofskapelle (Eingang Assmannstr.) und um
17 Uhr Konzert Kammerchores in St. Franziskus

1. Advent

1. Dez. 2024, 10 Uhr Fam.-Gottesdienst und
1. Dez. 2024, 17 Uhr Musik im Kerzenschein in der Ev. Schule, Peter-Hille-Str. 36.

Die übrigen Adventssonntage finden unsere Gottesdienste in der Hofkirche der Stadtmission, Bölschestr. 135 statt.

Adventsbasar dieses Jahr zusammen mit und in der Ev. Schule Friedrichshagen

Diese Jahr, am Sonnabend, 30. November von 16-19 Uhr, nutzen Ev. Kirche und Ev. Schule den Schulhof gemeinsam für ihren Adventsbasar.

Kirchenkalender

Gottesdienste, Konzerte und Ausstellungen